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Auction: SW1014 - Bonds & Share Certificates of the World
Lot: 224

Internationale Gesellschaft für chemische Unternehmungen (I.G.Chemie). Stamm-Aktie Fr. 500. Basel, 17. Juli 1929. Braun. #155397. Der IG Farben-Konzern war 1925 aus einer Vielzahl von Chemieunternehmen gebildet und war das seinerzeit größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz in Frankfurt am Main. Auf Initiative des IG Farben Vorstands, Hermann Schmitz (1881-1960), wurde 1928 in Basel die Finanzholding IG Chemie, Internationale Gesellschaft für Chemische Unternehmung AG gegründet. Dabei half die durch die deutsche Metallgesellschaft dominierte Basler Bank Eduard Greutert & Cie massgeblich. Die IG Chemie übernahm zentrale Teile der internationalen IG Farben-Tochtergesellschaften, darunter insbesondere einen bedeutenden Komplex chemischer Fabriken in den USA, die ab 1939 in der GAF (General Aniline & Film Corporation) zusammengefasst wurden. 1929 wurde das Aktienkapital der IG Chemie, Basel von Fr. 20 Mio. auf Fr. 290 Mio. erhöht. Damit wurde diese zur bei weitem kapitalstärksten Gesellschaft der Schweiz. 1940 wurde die Beziehung zwischen der deutschen IG Farben und der schweizerischen IG Chemie vollständig gelöst. Diese Trennung wurde jedoch von den USA nicht anerkannt. Daher beschlagnahmten diese nach Kriegseintritt 1942 die ihrer Meinung von Deutschland beherrschte GAF (General Aniline & Film Corporation). 1948 klagte die IG Chemie, unterstützt durch die Schweizerische Eidgenossenschaft, gegen die USA zur Herausgabe der, nach ihrer Ansicht, „schweizerischen“ GAF. Es entzündete sich nun eine jahrelange juristische und publizistische Schlacht. Gleichzeitig tobte auch ein innerer Machtkampf über die Kontrolle der IG Chemie, welche sich mittlerweile Interhandel (Industrie- und Handelsbeteiligungen) AG nannte. Dieser endete damit, dass die bislang dominierende Bank Greutert / nun Sturzenegger, ihren Zugriff auf die IG Chemie aufgab. Nun begann die Schweizerische Bankgesellschaft, auf eigene Rechnung, mehrheitlich aber für ein internationales Konsortium, Interhandel-Aktien anzukaufen. 1961 wurde der Rechtsstreit durch einen aussergerichtlichen Vergleich zwischen dem US-Justizminister Robert F. Kennedy und der Interhandel AG beendet: 40 Prozent, d.h. Fr. 500 Mio., des Erlöses der 1965 versteigerten GAF ging an die Interhandel AG, der Rest an die USA. 1967 fusionierte die SBG mit der Interhandel AG und wurde damit zur grössten Bank der Schweiz. 1980 klagte die „IG Farben in Liquidation“ gegen die SGB, jedoch erfolgslos. (Mario König: Interhandel, 2001). Dieser Titel ist die einzige uns bekannte Aktie dieser berühmt/berüchtigten Gesellschaft, die im Zentrum einer der grössten und bis heute umstrittenen internationalen Wirtschaftsaffären des 20. Jahrhunderts ist und die Geschichte der vielen IG Farben-Töchter wie BASF, Bayer, Hoechst und Wacker, aber auch der heutigen Schweizerischen Grossbank UBS nachhaltig beeinflusste. Mit Druck-Unterschrift von Hermann Schmitz (?) und Eduard Greutert. EF.

Sold for
SFr2,200