Auction: SW1008 - Bonds and Share Certificates of the World
Lot: 398
Mechanische Papier-Fabrik zu Thal im Kanton St. Gallen. Namenaktie über 1.000 Franken. Thal, 31. Dezember 1864. Hellrosa. Nr. 28. Wichtiges kultur- und wirtschaftshistorisches Dokument aus der Geschichte des Schweizer Katholizismus im 19. Jahrhundert. Der aus dem bündnerischen Münstertal stammende Kapuzinerpater Theodosius Florentini (1808-1865) hatte früh verschiedene Ordensämter inne. Nach seinem Eintritt ins Kapuzinerkloster Baden im Aargau (1832) richtete Theodosius eine kleine Buchdruckerei und lithographische Anstalt ein. Er empörte sich über die Aufhebung des Klosters während es Aargauer Klosterstreit von 1841 und wurde als "Aufwiegler" bei der Volkserhebung in Abwesenheit verurteilt und ausgewiesen. Danach widmete er sich in Altdorf der Schularbeit und der Schriftstellerei. Theodosius verfolgte sozialpolitische Ziele nach dem Grundsatz der "Christianisierung der Fabrik" mit einer Reihe von industriellen Reformversuchen wie die Heimindustrie-Förderung in Graubünden, Baumwollweberei in Ingenbohl, Textilfabrik in Oberleutensdorf, Böhmen. Auch bemühte er sich, den Bildungsnotstand im Schulwesen zu beheben, Frauen in sozialkaritativen Aufgaben zu unterstützen und die sozialen Probleme des aufkommenden Industriezeitalters aufzugreifen. 1844 regte er die Gründung einer Frauengemeinschaft an, die sich besonders der Mädchen- und Töchterausbildung annahm; daraus ging die Kongregation der Lehrschwestern von Menzingen hervor. 1856 gründete er die neue, selbstständige Kongregation der Ingenbohler Schwestern und hier 1859 eine Klosterdruckerei. 1863 war er massgeblich an der Einberufung der ersten Schweizer Bischofskonferenz beteiligt. 1860 fasste Pater Theodosius den Entschluss, in Thal (Kanton St. Gallen) eine Fabrik zur Herstellung von Papier aus Maisstroh zu errichten. 1862 gründete er dazu die Mechanische Papier-Fabrik zu Thal im Kanton St. Gallen als Aktiengesellschaft. Diese basierte auf nicht-profitorientierter Basis und wurde mit Spendengeldern finanziert, nach dem auf dem Frankfurter Katholikentag von 1863 formulierten Motto: "Macht die Fabriken zu Klöster". Zu den Geldgebern gehörten österreichische Adelige, aber auch Schweizer Reformierte, die das wache Zeitbewusstsein des Kapuziners schätzten. 1865 trat Theodosius von dem Unternehmen zurück. Das Schwesterninstitut Ingenbohl unter Maria Theresia Scherer übernahm die riesige Schuldenlast, die der Konkurs seiner industriellen Unternehmungen hinterliess. Dekorative Umrandung. Starke Gebrauchsspuren und Klebestellen auf der Rückseite. VF.
Sold for
SFr1,200